Wie aus einem Ort des Misstrauens ein Friedensgarten wurde
Am Fuße der Churburg in Schluderns, nahe dem historischen Dorfkern, liegt unser Garten, den wir vor 10 Jahren erworben haben. Das stattliche alte Bauernhaus, dem auch unser Garten einst angehörte, erzählt die Geschichte von bäuerlichem Wohlstand und langer Tradition. Ursprünglich war es ein großer Garten, der zu jenem Haus gehörte, inzwischen ist er dreigeteilt, und nur ein Teil gehört noch den Besitzern dieses Hauses.
Besitztum hat oft mit Misstrauen und Abgrenzung zu tun. Diese Haltung bekamen wir trotz der freundlichen „Fassade" der Hauseigentümer und auch wegen unseres fehlenden Vorwissens zu spüren. Es war interessant, dieser Geschichte von Haben, Kriegen und Verlieren nachzuspüren und zu den Verletzungen zu gelangen, die diese Mechanismen erzeugen. (Wer viel hat, dem kann auch viel genommen werden. Es gilt also zu verteidigen und abzugrenzen.)
In dieses Misstrauen hinein war es wichtig behutsam zum Kern dieser doch so liebenswerten Menschen vorzudringen und trotz Ablehnung in Kontakt zu treten. Mittlerweile sind wir uns näher gekommen, und es gelang uns gleich der Pflanzen, die nicht an der Grundstücksgrenze Halt machen, ein vertrauensvolles Miteinander zu leben: Da werden inzwischen Pflänzchen und Früchte über den Zaun gereicht, da wird Gartenwissen ausgetauscht.. Zaghaft wagt man es auch in den Garten des anderen einzutreten.
Unser Garten bietet ein schattiges Plätzchen unter Weinreben und Feigenbaum und soll ein Ort der Begegnung sein. Hier wurde mit Freunden und Familie schon manches Fest gefeiert, es wird gesungen, gegessen, hier werden Geschichten und Märchen erzählt.
Die Plakette am Eingang soll uns immer wieder daran erinnern, dass wir Frieden geben wollen.
Familie Anders, Schluderns, Südtirol Juli 2024